Die mit dem maternalen Alter häufigere Aneuploidie der Eizellen/Embryonen wird als ein wichtiger Faktor zur Erklärung der damit sinkenden Schwangerschaftsraten vermutet. Die resultierende Frage ist, ob – wenn man den Faktor Aneuploidie „ausschaltet“ – die Therapieergebnisse bei ansonsten identischen Voraussetzungen nivelliert werden können.
Mit dieser Frage hat sich ein aktueller Review mit Meta-Analyse beschäftigt (Vitagliano et al. Does maternal age affect Assisted Reproduction Technology success rates after euploid embryo transfer? A systematic review and meta-analysis. Fertil. Steril. 2023; Mar 4: Online ahead of print).
Eingeschlossen wurden Beobachtungs- und randomisierte kontrollierte Studien, die den Einfluss des maternalen Alters auf das Ergebnis der ART untersuchten, wenn nur euploide Embryonen transferiert wurden. Vor dem Embryotransfer erfolgte daher ein „preimplantation genetic testing for aneuploidies“ (PGT-A). Primäre Outcome-Parameter waren die „ongoing pregnancy rate (OPR) (in dieser Publikation = Schwangerschaft ab der 12. SSW) und die Lebendgeburtenrate (LGR), sekundäre Outcome-Parameter die Implantations- und die Abortrate.
Betrachtet wurden insgesamt 7 Studien (2 multizentrische RCT, 5 retrospektive Studien, eine von den letzteren multizentrisch) (n=11 335 Transfers euploider Embryonen).
Charakteristika der Therapien:
Im Ergebnis zeigten sich signifikant höhere OPR/LGR in der Altersgruppe < 35 vs. ≥ 35 Jahre. Dieser signifikante Unterschied bestand für die Altersgruppe < 35 Jahre auch im Vergleich zur Subgruppe 35-37, 38-40 und 41-42 Jahre.
Es zeigte sich - unabhängig von der Euploidie - eine Assoziation des steigenden maternalen Alters mit einer abnehmenden ART-Erfolgsrate.
Die Autoren formulierten 3 Hypothesen für eine Erklärung der (nach „Ausschaltung“ der Aneuploidie) trotzdem schlechteren Ergebnisse mit steigendem weiblichen Alter:
Es besteht zu diesem Zusammenhang sicher Klärungsbedarf durch weitere Untersuchungen, aber möglicherweise ist die mit dem steigenden maternalen Alter sinkende Euploidie-Rate der Embryonen nicht die alleinige Erklärung für die niedrigeren ART-Erfolgsraten.
Prof. Dr. med. Frank Nawroth