Neues aus der Wissenschaft

15.03.2023 | AMH und Euploidie der Embryonen

Die Frage, ob altersunabhängig ein Zusammenhang zwischen der ovariellen Reserve und der Eizellqualität besteht, beschäftigt Wissenschaftler in Studien und auch uns in verschiedenen Blogs seit längerem.

In einer aktuellen retrospektiven Studie (Stovezky et al. Anti-müllerian hormone is not associated with embryo ploidy in patients with and without infertility undergoing in vitro fertilization with preimplantation genetic testing. Fertil. Steril. 2022; Nov 21: Online ahead of print, https://doi: 10.1016/j.fertnstert.2022.11.018) wurden verschiedene Kollektive zur IVF mit Trophektodermbiopsie zur Präimplantationsdiagnostik (preimplantation genetic testing, PGT) unter dieser Fragestellung untersucht:

  • Gruppe 1    Kollektiv zur IVF mit PGT auf Aneuploidien (PGT-A) (infertiles Kollektiv)
  • Gruppe 2    Kollektiv zur IVF mit PGT-A und PGT auf monogenetische Erkrankungen (PGT-M) (nicht-infertiles Kollektiv).

Ausgeschlossen wurden Patientinnen ≥ 40 Jahre sowie Frisch-Zyklen und die „infertilen“ (n=926) und „nicht infertilen“ (n=214) Patientinnen nach dem AMH stratifiziert.
In einer Alters-adjustierten Regressionsanalyse zeigte sich in beiden Gruppen kein Zusammenhang zwischen der Höhe des AMH sowie dem Anteil euploider und aneuploider Embryonen sowie Embryonen mit Mosaiken. In der Gruppe 1 ergab eine Subgruppenanalyse (Patientinnen < 35 J., 35-37 J., 38-39 J.) ebenfalls keine Assoziation zwischen AMH-Höhe und Euploidie-Rate.
Dementsprechend kamen die Autoren zur Schlussfolgerung, dass eine nachlassende ovarielle Reserve keine Prädiktion der Ploidie der Embryonen erlaubt.

Ein nachfolgend zu dieser Arbeit publizierter „Debate“-Artikel endet mit den Worten: A young woman with a low AMH does not have “bad eggs!” (Hurst BS. A nail in the coffin: the antimüllerian hormone "quality or quantity" debate. Fertil. Steril. 2023; Jan 12: Online ahead of print, https://doi: 10.1016/j.fertnstert.2023.01.009). Dem gibt es nach heutiger Kenntnis nichts hinzuzufügen.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth