Neues aus der Wissenschaft

01.02.2023 | Prolongierte ovarielle Stimulation mit Letrozol beim PCO-Syndrom

Die ovarielle Stimulation mit dem Aromatase-Hemmer Letrozol ist seit längerem die empfohlene Therapie der 1. Wahl in der Behandlung von Kinderwunsch-Patientinnen mit einem PCO-Syndrom (https://www.eshre.eu/Guidelines-and-Legal/Guidelines/Polycystic-Ovary-Syndrome). Zeigt sich unter Letrozol (analog zu Clomifen über 5 Tage oral gegeben) keine adäquate ovarielle Reaktion, wird der Wechsel auf die Gonadotropin-Stimulation präferiert.

In einer aktuellen retrospektiven Kohorten-Studie wurde überprüft, ob die verlängerte Anwendung von Letrozol bei Letrozol-resistenten Patientinnen eine Alternative zum Wechsel zu Gonadotropinen darstellen könnte (Zhu & Fu. Extending letrozole treatment duration is effective in inducing ovulation in women with polycystic ovary syndrome and letrozole resistance. Fertil. Steril. 2023;119:107-113).
Als „Letrozol-Resistenz“ definierten die Autoren die ausbleibende Reifung eines ovulatorischen Follikels nach der 5tägigen Gabe von 5 mg Letrozol/d in mindestens einem Zyklus und schlossen 69 Patientinnen (30,48 ± 3,7 Jahre) ein. In einem 2-stufigen „Extended-Regime“ erhielten die Patientinnen im ersten Schritt 5 mg Letrozol/d über 7d (Start zwischen dem 2.-4. Zyklustag). Blieb die ovarielle Reaktion darunter weiterhin aus (innerhalb von 14d nach der letzten Letrozol-Dosis kein Follikel > 10 mm, E2 < 70 pg/ml, Progesteron < 1,0 ng/ml), erfolgte im Folgezyklus ab dem 2.-4. Zyklustag (nach Gestagen-Gabe) ein Wechsel auf 5 mg Letrozol/d über 10d.
Von den 69 Patientinnen ovulierten 48 im 7d-Regime und nachfolgend 16 Patientinnen im 10d-Regime. Die kumulative Ovulationsrate lag bei diesem 2-stufigen Vorgehen bei 92,75% (64/69), die kumulative klinische Schwangerschafts-Rate bei 31,88% (22/69) und die kumulative Lebendgeburten-Rate bei 24,63% (17/69). Alle Patientinnen ovulierten spontan, also ohne einen medikamentösen Trigger. Ein Überstimulationssyndrom trat nicht auf.

Diese Daten reichen für eine finale Positionierung zum beschriebenen Vorgehen und eine Etablierung in der Routine natürlich bei weitem nicht aus. Eine Bestätigung der Ergebnisse in weiteren Studien vorausgesetzt, wäre die verlängerte Anwendung als Alternative zum Beispiel bei Letrozol-resistenten Patientinnen vorstellbar, die den Wechsel zur Gonadotropin-Stimulation mit der täglichen Injektion noch nicht wünschen.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth