Neues aus der Wissenschaft

15.10.2022 | Eingeschränkte ovarielle Reserve und Aneuploidie-/Lebendgeburtenrate

Bereits am 01.04.2021 diskutierten wir in einem Blog 2 Publikationen, welche die Frage konträr beantworteten, ob eine eingeschränkte ovarielle Reserve altersunabhängig mit einer erhöhten Aneuploidierate einhergeht.

Interessant ist daher eine aktuelle retrospektive Studie zur gleichen Thematik, erweitert um die Frage nach einem Zusammenhang zur Lebendgeburtenrate (LGR) (Fouks et al. A diagnosis of diminished ovarian reserve does not impact embryo aneuploidy or live birth rates compared to patients with normal ovarian reserve. Fertil. Steril. 2022;118:504-512).
Der Gruppe mit einer „diminished ovarian reserve“ (DOR) wurden 383 Frauen zugeordnet und mit gematchten Kontrollen (non-DOR, n = 764) verglichen. Die Diagnose einer DOR basierte auf einer Basisanalyse von AFC, FSH und AMH (AMH max. 1,1 ng/ml). In einer sekundären Analyse wurde nach der Stimulation zur IVF nochmals zwischen Frauen mit < 5 („poor ovarian response,“ POR, n = 143) vs. ≥ 5 Eizellen (non-POR, n = 572) unterschieden. Die Aneuploidierate zwischen beiden Gruppen (DOR vs. non-DOR) differierte nicht signifikant (42,2% vs. 41,7%; RR 1,06; 95% CI 0,95-1,06). Gleiches galt für die LGR pro Transfer euploider Blastozysten (56,0% vs. 60,5%).

In der sekundären Analyse (POR vs. non-POR) unterschieden sich die Aneuploidieraten ebenfalls nicht signifikant (41,1% vs. 44%, RR 1,02; 95% CI 0,91-1,14).

Die Autoren schlussfolgerten, dass Frauen mit einer DOR (Matching zu den Kontrollen nach Alter und BMI) oder POR (auf Basis der Eizellzahl bei der IVF) vergleichbare Aneupoidie- und Lebendgeburtenraten aufweisen. Dass bei DOR- und POR-Patientinnen weniger euploide Embryonen für den Transfer zur Verfügung standen, basierte auf der geringeren Zahl von Eizellen/Embryonen, nicht aber auf einer höheren Aneuploidierate in beiden Gruppen.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth