Neues aus der Wissenschaft

01.07.2022 | Endometriose und Zeitpunkt der Menopause

Eine kürzlich erschienene Publikation beschäftigt sich mit dem Zusammenhang einer laparoskopisch bestätigten Endometriose und dem Risiko einer frühzeitigen Menopause (< 45 Jahre) (Thombre Kulkarni et al. Association between laparoscopically confirmed endometriosis and risk of early natural menopause. JAMA Netw. Open 2022; 5: e2144391. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2021.44391). Interessant ist diese Frage unter anderem, weil eine frühzeitige Menopause neben der dadurch verkürzten reproduktiven Lebensphase auch mit erhöhten kardiovaskulären Risiken sowie einer frühen Mortalität assoziiert ist.
Aus der Nurses´ Health Study II von 1989 bis 2015 wurden Daten von 106 633 prämenopausalen Frauen erhoben (25-42 Jahre, mittleres Alter: 34,8 ± 4,3 Jahre). Die Nachverfolgung (Follow up > 90%) erfolgte entweder bis zur frühen Menopause, bis zum 45. Lj., bis zur Hysterektomie, bis zur Ovarektomie, bis zu einer malignen Erkrankung, bis zum Tod oder bis zum Ende des Follow up 5/2017.
Im Verlaufe von 1 508 462 Personenjahren wurde bei 6640 Frauen eine laparoskopisch bestätigte Endometriose diagnostiziert. Diese war mit einem 50% höheren Risiko einer frühen Menopause assoziiert (HR 1,51; 95% CI 1,30-1,74). Nach einer Adjustierung (unter anderem nach der Ethnie und reproduktiven Faktoren) lag die Erhöhung noch bei 28% (HR 1,28; 95% CI 1,10-1,48). Andere Faktoren wie der Body-Mass-Index (BMI < 25 vs. ≥ 25), ein Nikotinabusus (Nichtraucher vs. Raucher), eine Infertilität oder eine Follikelreifungsstörung zeigten keinen signifikanten Einfluss. Ein Bias in der Auswertung wäre durch die operative Intervention an den Ovarien denkbar, die zu einer iatrogenen Reduktion der ovariellen Reserve führen kann.
Basierend auf diesen Ergebnissen sollte in der Beratung von Endometriose-Patientinnen das Risiko einer frühzeitigen Menopause thematisiert werden. Wir empfehlen auch unter diesem Aspekt die frühzeitige Vorstellung von Patientinnen mit einer Endometriose in einem Kinderwunschzentrum. In diesem Zusammenhang sollte auch die ovarielle Reserve (z.B. durch Messung des antralen Follikelcounts – AFC – und/oder biochemischer Marker wie des Anti-Müller-Hormons - AMH) berücksichtigt werden.

Prof. Dr. med. Christoph Dorn