Neues aus der Wissenschaft

15.02.2022 | Einfluss einer Adenomyose auf die Ergebnisse der assistierten Reproduktion

Die häufige Assoziation der Endometriose mit einer Adenomyose ist lange bekannt. Diskutiert wird ebenso lange, ob eine Adenomyose Auswirkungen auf die Ergebnisse der assistierten Reproduktion hat. Wahrscheinlich auch wegen des heterogenen Erscheinungsbildes (z.B. sonographisch noch gut trennbares Endo- vom Myometrium bis komplette Aufhebung dieser Grenze) sind die Aussagen in der Literatur zu dieser Frage unterschiedlich. Ein anderer Grund könnte die zunehmende Prävalenz der Adenomyose mit dem Alter sein, welches per se die Reproduktion negativ beeinflusst.

In einer der bisher größten prospektiven Untersuchungen stand dieses Problem im Fokus (Higgins et al. The impact of adenomyosis on IVF outcomes: a prospective cohort study. Hum. Reprod. Open 2021; 2021: hoab015).

Dabei wurden 1228 erste IVF- (n=944) bzw. Kryo-Zyklen (n=284) ausgewertet und bei allen Patientinnen durch 3 spezialisierte Untersucher nach sonographischen Kriterien einer Adenomyose (sonographic evidence of adenomyosis, SEOA) gescreent. Bei einem SEOA musste nach dem sogenannten „MUSA-Consensus“ (morphological uterus sonographic assessment) mindestens ein sonographisches Kriterium vorliegen. Diese Kriterien waren z.B. die Asymmetrie von Vorder- und Hinterwand, Myometriumzysten, echoreiche Areale etc.).
Die Prävalenz der Adenomyose im Studienkollektiv lag bei 32%. Bei einem Vergleich der Gruppe mit bzw. ohne Adenomyose unterschied sich die Lebendgeburtenrate nach Adjustierung (nach Alter und Nikotinabusus) nicht signifikant. Diese Aussage änderte sich auch nicht in einer Subgruppenanalyse bei Patientinnen mit „schwerem SEOA“ (= mindestens 3 MUSA-Kriterien).

Nach Meinung der Autoren ist ein Problem, dass standardisierte diagnostische Kriterien nicht vorliegen und in verschiedenen Studien die Adenomyose daher unterschiedlich definiert wird. Um den Einfluss einer Adenomyose noch besser zu valideren und z.B. den Einfluss des Alters noch besser auszuschließen, könnte man z.B. größere Kollektive (die vorliegende Studie war unterpowert) in Eizellspende-Zyklen untersuchen oder ausschließlich Kryo-Zyklen mit durch ein Präimplantationsscreening selektierten Embryonen betrachten.
Nach den hier erhobenen Daten beeinflusst eine Adenomyose nach Adjustierung der o.g. Faktoren die Resultate einer IVF nicht.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth