Neues aus der Wissenschaft

01.06.2017 | Neurokinin 3 Rezeptor-Antagonist als nicht-hormonelle Alternative bei Wechseljahresbeschwerden

Über 70% aller Frauen leiden unter Wechseljahresbeschwerden, zu denen Hitzewellen als typisches und häufigstes Symptom zählen. Das Auftreten der Beschwerden steht im Zusammenhang mit dem altersabhängig auftretenden Östrogenmangel. Eine Hormontherapie ist der bisher wirksamste Ansatz für eine Beschwerdelinderung. Wenngleich bei einem Großteil der behandelten Frauen als sehr sicher einzuschätzen und auch mit zusätzlichen Vorteilen zum Beispiel für die Knochengesundheit verbunden, wurden Risiken und Nebenwirkungen einer Hormontherapie in den vergangenen 20 Jahren immer wieder kritisch diskutiert und neu bewertet (Manson et al. N. Engl. J. Med. 2016; 374: 803-806).

Einen neuen und interessanten nicht-hormonellen Therapieansatz prüfte eine randomisiert-kontrollierte klinische Phase-II-Studie mit einem Neurokinin 3 Rezeptor-Antagonisten (Prague et al. Neurokinin 3 receptor antagonism as a novel treatment for menopausal hot flushes: a phase 2, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2017; 389: 1809-1820). Dieser Wirkstoff greift unmittelbar am Hypothalamus in die durch das Neuropeptid Neurokinin vermittelte Entstehung der Hitzewellen ein. Der zweimal täglich über einen Zeitraum von jeweils 4 Wochen mit einer dazwischenliegenden 2-wöchigen Pause als Tablette eingesetzte Wirkstoff konnte gegenüber einem Placebo das Auftreten von Hitzewellen bei den Patientinnen signifikant um 45 % reduzieren. Als Nebenwirkung zeigte sich bei 3 von 28 Studienteilnehmern ein Leberenzymanstieg bei sonst guter Verträglichkeit.
Auch wenn zu diesem frühen Zeitpunkt sicher noch weitere Studien mit längerer Einnahmedauer und höherer Teilnehmerzahl erforderlich sind, könnte die Wirksubstanz sich zukünftig als eine Alternative zur hormonellen Therapie entwickeln. Dies gilt insbesondere für Frauen, bei denen eine Hormonbehandlung aufgrund von Vorerkrankungen wie Brustkrebs oder Thrombose zu risikobelastet und daher kontraindiziert ist.

Prof. Dr. med. Barbara Sonntag