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01.09.2021 | Koinzidenz von Endometriomen mit einer extraovariellen Endometriose und Adhäsionen

Das sonographisch typische Bild mit dem dringenden Verdacht auf ein Endometriom ist im klinischen Alltag keine Seltenheit. Unklar ist, wie oft ein solches Endometriom mit einer extraovariellen Endometriose sowie Adhäsionen vergesellschaftet ist. Dieser Frage wurde in einer aktuellen retrospektiven Studie nachgegangen, die Daten von 310 Patientinnen auswertete (Piriyev et al. Coexistence of endometriomas with extraovarian endometriosis and adhesions. Eur. J. Obstet. Gynecol. Reprod. Biol. 2021; 263: 20-24).

Nur in 2,3% der Fälle fanden sich die Endometriome isoliert, das heißt ohne extraovarielle Endometrioseherde und/oder Adhäsionen. 80,6% (250/310) der Frauen wiesen aber zusätzlich eine peritoneale, 43,2% (134/310) eine tief infiltrierende und 38% (118/310) sowohl eine peritoneale als auch tief infiltrierende Endometriose auf.

Bei unilateralen Endometriomen fand sich kein Zusammenhang zwischen ihrer Größe und dem Auftreten von Adnexadhäsionen. Mit der Endometriomgröße stieg aber das Risiko einer Douglasobliteration.

Bei bilateralen Endometriomen war das Risiko komplexer Adhäsionen unabhängig von der Endometriomgröße und signifikant höher als bei unilateralen Endometriomen (Douglasobliteration 31,5% vs. 16%, bilaterale Adnexadhäsionen 45,2% vs. 21,2%).

Die Daten zeigen, dass Endometriome in aller Regel mit peritonealen Herden koinzident sind und die Wahrscheinlichkeit von Adhäsionen insbesondere bei bilateralen Endometriomen deutlich ansteigt. Klinisch relevant ist ebenfalls das häufige gleichzeitige Auftreten tief infiltrierender Herde. Diese Koinzidenzen sollten bei der Indikation einer operativen Abklärung und ihrer Durchführung berücksichtigt werden.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth